Grit Poppe/ Autorin Grit Poppe/ Autorin


Weggesperrt

Hardcover. Ab 14 Jahren
367 Seiten
Hamburg: Dressler Verlag 2019
16,00 € (D) / 16,50 € (A)
ISBN 978-3-7915-0143-7
Mit Vorwort von Marianne Birthler
Zeitzeugeninterviews und Dokumenten
Mit Nachwort, Glossar zu DDR-Begriffen und kurzer Wende-Chronik

Special

Der erste Satz


Anja wandte den Kopf ganz leicht nach hinten und erhaschte aus den Augenwinkeln einen Blick auf einen ihrer Verfolger.

Inhalt


DDR 1988. Die 14-jährige Anja eckt in der Schule zwar immer mal wieder an, ernsthafte Probleme hat sie aber bisher nicht. Als ihre Mutter einen Ausreiseantrag stellt und öffentlich protestiert, ändert sich Anjas Leben schlagartig. Sie wird in einen Jugendwerkhof, eine Einrichtung der Jugendhilfe, gebracht, ohne dass sie den Grund erfährt oder weiß, was mit ihrer Mutter ist. Anja ist geschockt von den Zuständen im Heim, der Willkür der Erzieher, der Gewalt und dem Drill. Sie will nur eines: fliehen.

Tatsächlich gelingt ihr die Flucht, eine zeitlang kann sie bei Verwandten untertauchen. Doch dann wird sie von der Polizei ertappt und zurückgebracht. Es geht von vorne los: Arbeit, Strafen, Drill und Sport. Und es kommt noch schlimmer: Als Anja eines Tages ausrastet, bringt man sie nach Torgau, in den Geschlossenen Jugendwerkhof.

Dort ist es wie im Gefängnis: Stahltore, Gitter, Stacheldraht und Hunde. Willkür, Demütigungen und Gewalt steigen ins Unermessliche. Kann Anja dieser Hölle entkommen?

Indessen beginnt „draußen“ der Herbst ’89 … 

Leseprobe


Der Wagen hielt vor einem grauen Eisentor.

Anja warf einen letzten Blick zurück über die Schulter. Sie wollte das Tor nicht ansehen, das sich öffnete, für sie öffnete. Unendlich langsam, mit einem scharrenden Geräusch; Metall zog über Metall.

Der Wartburg fuhr auf den Hof. Niemand sagte ein Wort.

Anja sah eine hohe Mauer auf der rechten Seite, links das Gebäude mit den vergitterten Fenstern. Vor ihr ein zweites Tor. Wie in Zeitlupe schob sich die graue Metallwand hinter ihr zu. Das war’s also, ja? Sie wurde weggesperrt. In den Knast. Das Wort Hochsicherheitstrakt kam ihr in den Sinn. Es konnte doch nicht sein, dass sie sie in ein Gefängnis steckten!? Ohne ein Urteil? Ohne eine Verhandlung? Ohne einen Richter? Einfach so?

„Wo … wo bin ich?“, stammelte sie. „Du bist da, wo du hingehörst“, sagte der Erzieher. „Da, wo Leute deines Schlages hingehören.“

Der letzte Satz


Es wird alles anders werden.

Preise


Gustav-Heinemann-Friedenspreis
„LesePeter“ der AG Jugendliteratur und Medien der GEW
„Die besten 7 Bücher für junge Leser“ Deutschlandfunk-Bestenliste



Presse zur Neuausgabe


„…ein sehr wichtiges Buch. Grit Poppe gelingt es, auf eine sehr spannende und packende Art Geschichte zu vermitteln. Was in diesen Jugendwerkhöfen passiert ist, war lange Zeit ein Tabu. (…) Die Geschichte von Anja ist zwar fiktiv, aber Grit Poppe hat sehr genau für das Buch recherchiert und mit vielen Zeitzeugen gesprochen, die Ähnliches erlebt haben wie ihre Protagonistin. Einige von diesen Zeitzeugeninterviews sind in der Neuauflage abgedruckt. Das macht die Geschichte umso authentischer.“ Sarah Hartl, rbbKultur, rbb-online.de


„Grit Poppe führt ihre Zeitzeugen in Interviews durch die Zeit deren Inhaftierung, weiß (…) ihre Fragen so zu stellen, dass die Antworten für den Leser noch mehr an Aufklärung bringen und ihn die Geschehnisse noch besser verstehen lassen, ihn mit Hintergrundwissen versorgen. Besonders lebendig wird dies durch eingescannte Originaldokumente (…) Der Leser erkennt nun eindeutig die wahren Hintergründe der gelesenen Erzählung. (…) Eine großartige Lektüre!“ alliteratus.com


„Diese limitierte Sonderausgabe bietet noch weiteres Zusatzmaterial. Es beginnt nicht nur mit einem Vorwort von Marianne Birthler, sondern endet mit Zeitzeugenberichten, Auszügen aus Akten des Jugendwerkhofs und einem Nachwort (…) Hier wird deutlich, wie nah sich Grit Poppe an der Realität orientiert hat. „Weggesperrt“ ist ein Jugendroman, der auch Erwachsenen nahegelegt werden sollte. Das Buch rüttelt auf, macht bestürzt und fassungslos (…)“ www.janetts-meinung.de


„Die Autorin will nicht nur mit einer fiktiven Person die Geschichte der Heime erzählen, hier soll Geschichte vielmehr lebensnah vermittelt werden. Ihren Erzählungen vom Alltag in diesen Einrichtungen ist daher ein Anhang mit Zeitzeugeninterviews beigefügt. (…) Anjas Schicksal ist ein wichtiger Beitrag, um die vielen Einzelschicksale nicht vergessen zu lassen, und es ist daher umso wichtiger, dass das Buch als Schullektüre Zugang zur jüngeren Generation findet.“ jugendbuch-couch.de

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